Ständige Diakone feiern 50-Jahr-Jubiläum
Vor 50 Jahren, am 21. Dezember 1969, wurde in Österreich der erste Ständige Diakon geweiht. Seit damals wurden in den österreichischen Diözesen über 900 „Bewährte Männer“ geweiht.
Bischof Dr. Bruno Wechner weihte an diesem 21. Dezember 1969 den damals 34-jährigen Walter Bertl aus Dornbirn zum ersten Ständigen Diakon Österreichs. Möglich war dies nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil geworden, das für die Wiedereinführung des Ständigen Diakonats „grünes Licht“ gegeben hatte. In den Folgejahren wurden in den österreichischen Diözesen über 900 Ständige Diakone geweiht, davon 118 in der Diözese St. Pölten, wo am 4. Oktober 1970 mit Johann Kräftner, Franz Graf, Walter Demetler und Karl Stupka die ersten Ständigen Diakone wurden. Sie sind inzwischen verstorben, heute gibt es in der Diözese St. Pölten 92 Diakone, wovon 80 in ihren Pfarren aktiv sind, so Diözesanreferent Thomas Resch.
Keine „Ersatzpriester“
In ganz Österreich gestalten über 750 Ständige Diakone das pastorale Leben in ihrer Diözese wesentlich mit, sagt Franz Ferstl, Sprecher der Ständigen Diakone Österreichs und selbst seit 33 Jahren in der Erzdiözese Wien als Diakon tätig. Im Durchschnitt ist in jeder vierten Pfarre ein Ständiger Diakon tätig. Geht es nach dem Wunsch von Kardinal Christoph Schönborn, soll es in Zukunft in jeder Pfarre einen Ständigen Diakon geben, so Ferstl.
Tätig sind die Diakone in der Liturgie, der Verkündigung und im karitativen Bereich. Die meisten wirken ehrenamtlich in Pfarrgemeinden, etliche haben aber auch Aufgabenbereiche in der Krankenseelsorge, in der Altenpastoral, der Gefängnisseelsorge oder in Bildungshäusern übernommen. Die überwiegende Mehrheit der Diakone versieht ihren Dienst ehrenamtlich, neben ihrem Beruf oder in der Pension. Dafür würden sie im Schnitt 17,5 Stunden pro Woche aufwenden, betont Ferstl. Sie seien aber keine „Ersatzpriester“, sondern vielmehr sei das Diakonat eine spezielle Berufung, bei der es vor allem um den Dienst an den Schwachen, Kranken und Armen gehe. Der Diakon sei ein besonders sichtbares Zeichen, „dass die Kirche dem Menschen dienen soll“. Und weil dieser Dienst an den Menschen untrennbar mit der Verkündigung des Evangeliums verbunden ist, würden Diakone auch liturgische Aufgaben über haben, so Ferstl. Er verweist auch darauf, dass verheiratete Bewerber mindestens 35 Jahre alt sein müssen. Dadurch und dass sie meist voll im Berufsleben stehen, „bringen sie viel an Lebens- und Berufserfahrung mit“.
Anlässlich des 50. Jahrestages der ersten Weihe in Österreich wurde bei der Österreichtagung der Ständigen Diakone im Oktober heurigen Jahres in Wiener Neustadt das Jahr 2020 zum Jubiläumsjahr ausgerufen (Bild oben). Zeitgleich wurde das Wiener Neustädter Manifest verfasst, das mit über 130 Unterschriften an die Bischofskonferenz gerichtet wurde und auf die Erfahrung der Ständigen Diakone in den ersten 50 Jahren hinweist. Franz Ferstl hat darüber hinaus das Buch „Im Dienst der Zuversicht. Das Amt des Diakons“ zum Jubeljahr verfasst. In seinem Vorwort betont darin Kardinal Christoph Schönborn, dass der Diakonat zu den „hoffnungsvollen Bereichen der Kirche“ gehöre.
In die selbe Kerbe schlägt Thomas Resch von der Diözese St. Pölten: „Das Ständige Diakonat ist eine kirchliche Hoffnungsaktie“, sagt er und verweist gleichzeitig darauf, dass man noch nach einem Profil suche. Denn einerseits sollen Diakone kein „Pfarrerersatz“ sein, andererseits sehe die Realität oft anders aus, weil Diakone doch immer wieder mit Leitungsaufgaben betraut sind oder Sakramente, wie bei der Taufe, spenden. Er, so Resch, hoffe auf mutige Schritte.
Mutige Schritte forderten die Ständigen Diakone im Wr. Neustädter Manifest von der Österreichischen Bischofskonferenz. Sie appellieren an die Bischöfe, eine Veränderung der Zulassungsbedingungen zu den Ämtern der Kirche zu prüfen und erste Schritte zu setzten. Konkret sprachen sich die Diakone für verheiratete Priester und Frauen als Diakoninen aus. Ihre Forderung begründeten sie u. a. mit der Sorge um ihre Identität. Denn: Der auch in Österreich spürbare Priestermangel habe Auswirkungen auf die Diakone, die zunehmend priesterliche Dienste übernehmen müssten und von den Gemeinden zunehmend als „Ersatzpriester“ empfunden würden und eingesetzt seien. Im Manifest heißt es: „Es erfüllt uns mit Sorge, dass die spezifisch diakonale Ausrichtung unseres Weiheamtes Schaden leidet, was bereits jetzt zu einem schleichenden Identitätsverlust für viele Diakone führt und deren diakonische Sendung in Gesellschaft und Kirche verdunkelt.“
Quelle: kirchebunt 2019
Buchtipp: Franz Ferstl: Im Dienst der Zuversicht. Das Amt des Diakons. Entwicklungen, Erfahrungen, Perspektiven. Tyrolia-Verlag 2019.